Weihnachtsgeschichte 4

Brummi und sein erstes Weihnachtsfest




Das Spielwarengeschäft in der Ludwig-Thoma-Straße gehörte Frau Knupfer. Es war ein kleiner altmodischer Laden. Sie hatte eine große Auswahl an Teddybären, Puppen, Puppenwagen, Puppenstuben, Spielsteinen aus Holz und Plastik, Brettspiele, Holzspielzeug und Eisenbahnen, doch sie hatte nicht dieses moderne Zeug, wie sie es immer nannte. Aus diesem Grund kamen auch nur Personen in ihren Laden die sie lange kannten oder weil sie eben genau so ein Spielzeug suchten wie Frau Knupfer es verkaufte.

Brummi, einer der Teddybären, saß wie jeden Tag seit vielen Monaten im Spielwarenladen genau gegenüber vom Fenster. Er sah wenn die Sonne schien oder wenn es regnete, doch heute war alles ganz anders als sonst. Die Menschen gingen mit warmen Mützen, dicken Mänteln und Schals am Schaufenster vorbei und es fielen seltsame weiße Flocken vom Himmel.

Brummi saß ganz nervös auf seinem Regal im Spielwarenladen, als Frau Knupfer an diesem Morgen kam und die Ladentür aufschloss.

Wie jeden Morgen kam sie zur Tür herein und streichelte erst einmal jeden Teddybär, dann gab sie jeder Puppe im Regal an der Wand die Hand und sagte: "Guten Morgen alle zusammen!" Doch sie ging heute nicht wie sonst sofort zur Kasse um das Geld zu zählen, sondern stellte sich ans Fenster und schaute mit einem sanften Lächeln hinaus. Dann sagte sie: "Schaut zum Fenster hinaus, es schneit. In 5 Wochen ist Weihnachten und ich hoffe, dass viele von Euch unter einem Christbaum am Heilig Abend liegen werden."

Erst danach ging sie mit ihrem zufriedenen Lächeln zur Kasse, zählte das G eld in einer Ruhe die Brummi bei ihr noch nie gesehen hatte. Nun wusste er wenigstens wie man zu den weißen Flocken sagte, die vom Himmel fielen, doch was meinte Frau Knupfer nur mit den Worten Weihnachten und Christbaum und da war doch noch so was komisches, ach ja "Heilig Abend". Das waren so viele rätselhafte Worte die Frau Knupfer sagte, dass Brummi immer noch unruhiger wurde und plötzlich vom Regal fiel.

"Autsch" das hatte weh getan, doch so schnell wie er runter gefallen war, so schnell hatte ihn auch Frau Knupfer wieder aufs Regal gesetzt und nur gesagt: "Was ist denn mit Dir los, habe ich Dich nicht sicher genug auf das Regalbrett gesetzt? So aber nun fällst Du nicht wieder herunter!" Sie drückte ihn mit aller Kraft gegen die Wand, dass ihm ganz schwindlig wurde, schließlich tat ihm sein Bein vom Sturz doch ein wenig weh.

Kurz darauf betrat eine Frau den Laden. Sie musste Frau Knupfer kennen, denn sie begrüßten einander sehr freundlich. Die Frau wollte eine Puppe kaufen, die sprechen kann, für ihre Enkelin zu Weihnachten, wie sie sagte. Schon wieder dieses Wort Weihnachten, dachte Brummi. Es muss irgendetwas besonderes sein. Diese Frau kaufte Sandra, die hübscheste Puppe die im Laden war, wie Brummi fand, denn sie hatte lange blonde Zöpfe einen Kussmund, wunderschöne blaue Kulleraugen und ein weißgeblümtes Kleid bis zu den Füßen. Ganz leise flüsterte Brummi ihr zu: "Viel Spaß mit Weihnachten!" Was immer dies sein sollte.

An diesem Tag verkaufte Frau Knupfer noch ein paar Spiele wie "Tempo kleine Schnecke" und eine große Spielesammlung. So viele Kunden waren noch nie an einem Tag im Laden gewesen, dachte Brummi, als Frau Knupfer pünktlich um 18.00 Uhr die Ladentür zuschloss.

Die Tage vergingen und der Schnee der vom Himmel fiel wurde immer mehr und die Leute die täglich in den Laden kamen ebenfalls. Einmal wurde Brauni der große braune Bär direkt neben Brummi gekauft. Das war ein trauriger Tag, denn nun hatte Brummi keinen mehr mit dem er bei Nacht, wenn kein Mensch zu sehen war sich unterhalten konnte. Nun musste er sich mit den 5 kleinen Bären die alle irgendwas mit Pez hießen aus der Regalreihe unter ihm unterhalten, doch mit ihnen konnte er sich einfach nicht so gut unterhalten wie früher mit Brauni.

Eines Tages kam Frau Knupfer und hängte gleich als erstes ein Schild in die Ladentür. Brummi hätte zu gern gewusst was sie auf dieses Schild geschrieben hatte, doch er konnte ja nicht lesen. An diesem Tag war besonders viel los, der Laden war ununterbrochen voll Menschen die, die Puppen aus den Regalen nahmen, mit den Puppenwagen hin und her fuhren und die ihn "Brummi" anfassten, dies konnte er nicht leiden. Hoffentlich ging dieser Tag bald zu Ende.

Brummi schaute gelangweilt zum Fenster hinaus, denn das Getümmel im Laden nervten ihn nur. Draußen gingen ebenfalls viele Menschen eilig am Laden vorbei, ohne einen Blick ins Schaufenster zu werfen oder stürmten gleich direkt in den Laden. Es war ein schöner Tag. Die Dächer waren alle weiß und die Sonnenstrahlen glitzerten auf dem Schnee.


Die Sonne schien genau auf Brummis Nase, als der Ansturm der Menschen nachgelassen hatte. Nur noch Frau Knupfer war im Laden die ihre Tageseinnahmen aus der Kasse zählte. Irgendetwas war anders als sonst, denn sie hatte die Ladentür bereits abgeschlossen, obwohl noch die Sonne schien. Neugierig beobachtete Brummi wie Frau Knupfer das Geld in eine große Mappe legte, als es heftig an die Tür klopfte. Ein Mann stand draußen völlig außer Atem und rief: "Bitte Frau Knupfer, sie sind meine letzte Rettung! Ich brauche unbedingt noch ein Weihnachtsgeschenkt für meinen Sohn! Bitte machen Sie auf!"

Frau Knupfer schaute zur Tür und erkannte wohl den netten jungen Mann der dort stand und nach ihr rief. Sie öffnete ihm die Tür und er erzählte ihr, dass er auf Geschäftsreise im Ausland gewesen war und nun noch kein Weihnachtsgeschenk für seinen 2-jährigen Sohn Martin hatte und dass er überhaupt keine Idee hätte was er ihm schenken soll.

Da dreht Frau Knupfer sich um und kam genau auf Brummi zu. Brummi dachte, was hat sie nur vor, sie wird mich doch nicht ... oh nein! Tatsächlich sie griff nach Brummi und holte ihn aus dem Regal und sagte zu dem Mann: "Schauen sie, das ist mein schönster und größter Teddybär den ich habe, der wird ihrem Sohn sicher gefallen."

Der Mann schaute Brummi an und während er vor Freude fast geweint hätte sagte er: "Oh ja, so einen Bären habe ich auch als Junge gehabt, der gefällt ihm sicher. Was kostet er denn?"

Frau Knupfer sagte: "Der ist nicht billig, er kostet 60 Euro!"

Der Mann zahlte und Frau Knupfer verstaute Brummi in einer großen Plastiktüte. Nun konnte er nichts mehr sehen. Er merkte nur, dass es ganz schön kalt war und dass die Tüte furchtbar schaukelte. Der Mann pfiff ein Lied vor sich hin, das Brummi in den letzten Tagen oft im Laden aus dem Radio klingen hörte. Wo brachte ihn dieser Mann bloß hin? Hoffentlich war es dort nicht auch so kalt wie in dieser Tüte und vor allem nicht so dunkel.

Brummi war schlecht von der Schaukelei und hoffte dass dies endlich vorbei sein würde. Da plötzlich hörte der Mann auf zu pfeifen und Brummi hörte wie er mit einem Schlüsselbund klapperte. Brummi wurde ganz nervös. Wo brachte der Mann ihn hin, war dies Weihnachten, so in einer Plastiktüte geschaukelt zu werden? Er spürte wie der Mann in ein Haus eintrat und sich ganz leise durch dieses Haus schlich. Er öffnete eine Tür und stellte Brummi mit der Plastiktüte in einen Raum, schloss die Tür und weg war er.

Oh nein, dachte Brummi! Hier ist es tatsächlich total dunkel, ich kann nichts sehen und mit der Tüte über dem Kopf sowieso nicht, hoffentlich holt mich bald wieder jemand heraus. Es dauerte und dauerte, doch niemand kam und holte Brummi aus seinem dunklen Raum und aus seiner Tüte heraus. Wieder einmal hätte er gern geweint, doch er war ja ein Teddybär und Teddybären weinen nicht. So wartete er und wartete.

Er wusste nicht wie lange er gewartet hatte, als der Mann wieder kam (er erkannte ihn am Pfeifen des Liedes) und ihn aus der Tüte holte. Er nahm ihn unter den Arm und trug ihn in einen seltsamen Raum. In diesem Raum stand ein Baum der so schön geschmückt war, wie es Brummi nie gesehen hatte. Es waren viele Lichter daran und bunte Kugeln und glitzernde Bänder hingen herunter. Der Mann setzte Brummi genau unter diesen Baum und um Brummi herum lagen viele in schönes Papier eingepackte Dinge.

Brummi saß ganz still unter dem Baum obwohl er vor Aufregung fast geplatzt wäre. Von seinem Platz aus konnte er genau zur Türe sehen. Der Mann ging hinaus und löschte das Licht. Nun brannten nur noch die Lichter am Baum. Wie schön dieser Baum war, ob dies ein Christbaum war? Frau Knupfer hatte doch damals im Laden gesagt hoffentlich werden viele von uns unter einem Christbaum liegen. Er lag zwar nicht, doch er saß unter einem Baum, einem wunderschönen Baum.

Brummi hörte leise ein Glöcklein klingen, einmal, zweimal und dann was dann geschah vergaß er nie mehr. Die Tür ging auf und der Mann der ihn gekauft hatte, eine Frau, dies war wohl seine Frau mit einem kleinen Jungen auf dem Arm traten ins Zimmer und sangen wieder dieses Lied, das der Mann vorhin immer gepfiffen hatte. Auch der kleine Junge sang mit, doch er war ganz ungeduldig und als das Lieb vorbei war gaben sich die Frau und der Mann die Hand und wünschten sich ein frohes Weihnachtsfest.

Die Frau stellte den Jungen auf den Boden und sagte zu ihm: "So Florian, was denkst Du wohl welche Geschenke nun Dir gehören?" Der Junge strahlte und ging schnurstracks auf Brummi zu und sagte: "Dieser Teddybär, der gehört mir!" Er nahm Brummi ganz fest in die Arme, drückte ihn und sagte zu Brummi: "Du bist ein wunderschöner Teddybär, dich gebe ich nie mehr her und du darfst jede Nacht bei mir in meinem warmen Bett schlafen!"


Brummi wurde ganz warm um sein Teddybärenherz und er dachte nur

"Das also war Weihnachten!"





E N D E

Diese Geschichte schrieb Manuela im Oktober 2004